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Die Mobilitätswende muss aktiv gestaltet werden


Frank Meisel (CAU zu Kiel): Die Klima- und die Energiekrise setzen Politik, Unternehmen und Bevölkerung unter Druck, Energie zu sparen, alternative Beförderungswege zu nutzen, Konsum- und Freizeitgewohnheiten zu hinterfragen. Die Mobilitätswende ist eine tragende Säule dieses Wandels. Doch Mobilitätswende ist ein komplexes Vorhaben, das sich nicht im Ausbau von Fahrradwegen oder in der Bereitstellung günstiger Bahn- und Bustickets erschöpft. VHB expert Frank Meisel, Professor für Supply Chain Management an der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel, gibt Einblick in die Erfordernisse und unterschiedlichen Bereiche der Mobilitätswende.

Illustratives Symbolbild zum Thema Mobilitätswende

Foto: Roger Bradshaw auf Unsplash.com

Mobilität war bislang durch den PKW geprägt

Mobilität umfasst alle außerhäusigen Aktivitäten, durch die sich Personen von Ausgangs- zu Zielorten bewegen. Die damit einhergehende Raumüberwindung soll in den meisten Fällen möglichst effizient erfolgen, das heißt klassischerweise: schnell, kostengünstig und bequem. Im Laufe des 20. Jahrhunderts stellte in diesem Sinne der eigene PKW für große Teile der Bevölkerung das bevorzugte Verkehrsmittel dar. Deutschlands nach dem 2. Weltkrieg „autogerecht“ wiederaufgebaute Städte räumten hierzu privaten Kraftfahrzeugen großflächig Verkehrs- und Parkraum ein.

Klimawandel erfordert alternative Mobilitätssysteme

Die Anerkennung des menschgemachten Klimawandels verbunden mit der Bestrebung, diesen soweit wie möglich zu begrenzen, hat in den vergangenen Jahren die Forderung nach einer Mobilitätswende hin zu umweltfreundlichen Alternativsystemen laut werden lassen. Derzeit gibt es vielfältige Entwicklungen, die Alternativen zum Benzin- oder Dieselbetriebenen Privat-PKW hervorbringen. So eröffnet die Elektromobilität die Möglichkeit, lokale Emissionen vollständig zu vermeiden und mit nachhaltig erzeugter Elektrizität den mobilitätsbedingten CO2-Fußabdruck zu verringern. Die Digitalisierung eröffnet plattformbasierte Mobility-on-demand-Dienstleistungen und das Teilen von Verkehrsmitteln in Car-, Bike- und Ride-Sharing-Diensten. Der Ausbau von Infrastrukturen für Fahrradverkehre unter Rückgriff auf bisher dem Kraftverkehr gewidmeten Flächen sowie der Aus- und Umbau von ÖPNV-Systemen stellen weitere Bestrebungen der Mobilitätswende dar.

Die BWL als Mitgestalterin der Mobilitätswende

Die betriebswirtschaftliche Forschung versteht sich als Mitgestalterin dieser Mobilitätswende. Sie trägt zur Beantwortung zahlreicher Fragen bei, beispielsweise bezüglich der Entwicklung innovativer Geschäftsmodelle, der Gestaltung leistungsfähiger und wirtschaftlich tragfähiger Mobilitätssysteme, des Operations Managements dieser Systeme, der zu erwartenden ganzheitlichen Umweltwirkung, der Kundenbedürfnisse und -akzeptanz, des Aufbaus von Wertschöpfungsketten für erneuerbare Energien und synthetische Kraftstoffe und vielem anderem mehr. Ein etwas konkreteres Beispiel wäre die Dimensionierung einer e-Fahrzeugflotte verbunden mit Preis- und Buchungssystemen, die ein Mobility-on-demand-Dienstleister in einem Marktsegment bereitstellen muss, um wechselwilligen Pkw-Besitzer:innen ein attraktives Angebot zu unterbreiten. Auch in den verbundenen gesellschaftlichen Diskursen eröffnet die BWL-Forschung damit wertvolle Perspektiven.

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