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Schlaglichter der BWL

Klassiker, Ideen, Begriffe. Eine Auswahl des VHB

Ein Hidden Champion wird durch drei Kriterien definiert: 

  1. Top 3 in der Welt oder Nr. 1 auf dem Kontinent,
  2. Umsatz unter 5 Milliarden Euro,
  3. geringe Bekanntheit in der allgemeinen Öffentlichkeit.

Wenn man „Hidden Champions“ in Google eingibt, erscheinen 1,75 Millionen Einträge.1 Der Begriff gehört heute zum weltweiten Managementvokabular. Weltweit habe ich 3.405 Hidden Champions identifiziert.2 46,2 Prozent von diesen kommen aus Deutschland. Österreich und die Schweiz haben pro Kopf etwa die gleiche Zahl. Diese mittelständischen Marktführer bilden das Rückgrat der Wirtschaft im deutschsprachigen Raum und sind für die anhaltenden Exporterfolge verantwortlich. Im Schnitt setzen die deutschen Hidden Champions 467 Millionen Euro um und beschäftigen 2.252 Mitarbeiter. Die Beschäftigtenzahl beträgt insgesamt 3,5 Millionen, das ist etwa gleich viel wie die Beschäftigung der DAX-Unternehmen, die bei ca. 4 Millionen liegt.3 Der durchschnittliche Marktanteil der Hidden Champions liegt bei 40 Prozent. Die Hidden Champions besitzen eine hohe Innovationskraft. Pro 1.000 Mitarbeiter haben sie 31 Patente, während die entsprechende Zahl für Großunternehmen bei sechs liegt. 

In Unternehmenspraxis und Politik hat das Hidden Champions-Konzept enorme Beachtung erfahren. Es fand Eingang in den Vertrag der großen Koalition.4 Zahlreiche Portale von Bundesländern sowie Industrie- und Handelskammern verweisen auf ihre Hidden Champions. China hat ein Programm aufgelegt, 1.000 neue Hidden Champions zu schaffen. In Deutschland, Korea und China wurden Hidden Champions-Institute gegründet. Investmentfonds in Deutschland, der Schweiz und Singapur benutzen den Begriff Hidden Champions. Meine Hidden Champions- Bücher sind in 25 Sprachen erschienen und wurden alleine in China mehr als eine Million Mal verkauft.

Mittelstand wird zumeist anhand von Beschäftigtenzahlen definiert, wobei die Obergrenzen je nach Land bei 250, 500 oder 1.000 festgelegt werden. Die Hidden Champions bilden eine neue Kategorie von Unternehmen zwischen klassischem Mittelstands- und Großunternehmen. Diese Kategorie fällt zwischen solche definitorischen Raster und ist insofern lange Zeit von der Forschung vernachlässigt worden.

Eine umfassende Metaanalyse wissenschaftlicher Hidden Champions-Artikel hat Schenkenhofer vorgelegt.5 Er analysiert 94 wissenschaftliche Publikationen und ordnet diese vier Forschungsrichtungen zu: Internationalisierung, Innovation, weltweite Verteilung von Hidden Champions und Sonstige. In 94 Prozent der Beiträge wird die obige Definition der Hidden Champions übernommen, 82 Prozent sind nach 2010 erschienen. Die forscherische Befassung mit den Hidden Champions hat in den letzten Jahren zugenommen. Dieser Trend dürfte sich fortsetzen. Meine eigenen Befunde, die überwiegend auf meinen persönlichen Erfahrungen basieren, wurden durch die wissenschaftlichen Untersuchungen weitestgehend bestätigt.6 Die Erforschung des Phänomens der Hidden Champions bleibt eine Herausforderung und Chance, deren Nutzung uns hoffentlich helfen wird, die Entstehung und die Erfolge dieser großen Mittelständler tiefer zu verstehen. 

Quellenangaben

1 Aufgerufen am 16. Februar 2021.

2 Zu diesen und den folgenden Daten vgl. Hermann Simon, Hidden Champions – Die Chancen der Transformation, Frankfurt: Campus 2021. 

3 Wirtschaftswoche, 6.8.2019: Das Ende der Jobmaschine (https://www.wiwo.de/finanzen/boerse/beschaeftigungsstand-der-top-unternehmen-dax-konzerne-das-ende-der-jobmaschine/24876712.html)

4 Ein neuer Aufbruch für Europa - Eine neue Dynamik für Deutschland - Ein neuer Zusammenhalt für unser Land, Koalitionsvertrag zwischen CDU, CSU und SPD, Berlin, 7. Februar 2018, Zeilen 2804-06.

5 Vgl. Julian Schenkenhofer, Hidden Champions: A Review of the Literature and Future Research Avenues, Working Paper Series 06-20, Lehrstuhl für Management und Organisation, Universität Augsburg, 2020.

6 Vgl. Hermann Simon, Hidden Champions – Aufbruch nach Globalia, Frankfurt: Campus 2012.
 

Autor

Hermann Simon

Gründer und Honorary Chairman von Simon-Kucher & Partners 

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