Corporate Digital Responsibility: Haben wir ein gemeinsames Konzept für wirksame Inhalte?

Fotos: Janine Schmitz, photothek GbR

 

Am 30.1.2020 veranstalteten VHB und Sachverständigenrat für Verbraucherfragen (SVRV) das „CDR-Forum: Corporate Digital Responsibility aus verbraucherwissenschaftlicher und betriebswirtschaftlicher Perspektive“ in Berlin. Die Tagung initiierte den Dialog zwischen Expert*innen aus den Verbraucherwissenschaften, der Betriebswirtschaftslehre sowie aus Unternehmen, die bereits in der freiwilligen digitalen Verantwortungsübernahme aktiv sind.

Prof. Dr. Peter Kenning (Universität Düsseldorf, Vorsitzender des SVRV) skizzierte, moderiert von Prof. Dr. Barbara E. Weißenberger (Universität Düsseldorf, NRW-Zentrum für Wirtschaft und digitale Verantwortung), eine der grundsätzlichen Fragestellungen hinsichtlich CDR aus verbraucherwissenschaftlicher Perspektive: Haben Verbraucherinnen und Verbraucher eine Vorstellung von digitaler Verantwortung und wenn ja, wie sieht diese aus? Hierzu stellte Dr. Ingo Schoenheit (imug Beratungsgesellschaft mbH, Hannover) aktuelle Ergebnisse der vom SVRV in Auftrag gegebenen und im Herbst 2019 durchgeführten Repräsentativbefragung von Verbraucher*innen vor. Im öffentlichen Diskurs, so wurde deutlich, vermischen sich unterschiedliche Ebenen und Felder von Erwartungen an Unternehmen. Verbraucher*innen halten Digitalisierung mehrheitlich für ein wichtiges Thema, wobei Datenschutz und Privatsphäre zu den meistgenannten Anliegen gehören. Unternehmen, denen in diesem Zusammenhang ein verantwortungsvoller Umgang zugebilligt wird, würden von Verbraucher*innen als vertrauenswürdiger eingestuft, so eine Schlussfolgerung der Studie.

Im Anschluss betrachtete Prof. Dr. Peter Walgenbach (Universität Jena, Vorsitzender des VHB) das Thema CDR aus einer umfassenden Perspektive. Er erinnerte daran, dass es sich bei Unternehmen um soziale Konstruktionen handelt. Der Umgang mit ihnen und die Erwartungen an sie sind kulturell verschieden. Das betrifft auch die Erwartung, Verantwortung für die Erfüllung moralischer Prinzipien zu übernehmen. Die Fragen, die sich daraus ergeben, sind vielfältig: Muss digitale Verantwortung in einer globalisierten Wirtschaft nicht von Anfang an global gedacht werden? Wer verfolgt welches Interesse mit freiwilligen Selbstverpflichtungen und anderen „soft law“-Maßnahmen? Zertifizierungssysteme geben Unternehmen i.d.R. weiten (Interpretations-)Spielraum. Reichen sie aus um die gewünschten Effekte zu erzielen?

Susanne Dehmel (Bitkom e.V., Mitglied des SVRV), Jörn Wittmann (Selbstregulierung Informationswirtschaft e.V.), Dr. Anna Beckers (Universität Maastricht) und Uwe Bergmann (Henkel AG & Co. KGaA) saßen sich in der anschließenden Podiumsdiskussion unter Einbeziehen des Publikums gegenüber. Moderiert von Prof. Dr. Louisa Specht-Riemenschneider (Universität Bonn, stellv. Vorsitzende des SVRV), näherten sich die Expertinnen und Experten dem Thema CDR aus Richtung seines Schwesterkonzepts, der Corporate Social Responsibility (CSR). Großes Interesse zeigten die Teilnehmenden aus dem Publikum an den Fragen, wohin Berichtspflichten bislang geführt haben und ob die gesellschaftlichen Risiken der Digitalisierung mit freiwilliger unternehmerischer Selbstverpflichtung allein in den Griff zu bekommen sind. Das gemeinsame Anliegen von Vortragenden und Teilnehmenden, die CDR mit greifbarem Inhalt zu füllen, wurde offensichtlich. Die Veranstaltung hat einen Anstoß gegeben, den fruchtbaren Dialog zwischen Expert*innen aus Wissenschaft und Praxis weiterzuführen.