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Alexander Benlian:
Daily Field Investigation of Technology-Driven Spillovers from Work to Home
Erschienen in: MIS Quarterly, 44 (2020)

 

Kurzzusammenfassung 
Die Studie beschäftigt sich mit der auch in Pandemie-Zeiten hochaktuellen Frage, inwieweit sich der durch den am Arbeitsplatz zunehmende Gebrauch von Informations- und Kommunikationstechnologien (IuK) erzeugte Stress auf das Privatleben überträgt und wie sich diese Übertragungseffekte beeinflussen lassen. Eine weitere zentrale Fragestellung ist, ob Folgeeffekte von Technologiestress immer nur schädlich sind oder ob sie das Privatleben auch bereichern können.

Die Ergebnisse einer Experience-Sampling Studie zeigen, dass Technologiestress ein zweischneidiges Schwert ist: am Arbeitsplatz erzeugter Technologiestress kann entweder über einen negativen oder einen positiven Stresskanal „nach Hause“ übertragen werden und die Zufriedenheit von Mitarbeitern mit ihren Partnerschaften beeinflussen. Das Stresserlebnis hängt dabei stark von der Art des Technologiestresses ab: Fühlen sich Mitarbeiter durch IuK behindert oder eingeschränkt, wirkt sich der dabei erzeugte Technologiestress nachhaltig negativ aus. Werden Mitarbeiter durch IuK bei der Bewältigung ihrer Arbeitsaufgaben sinnvoll unterstützt und gefördert, hat der dabei erzeugte Technologiestress positive Folgen auf Motivation und Zufriedenheit.

Mitarbeitern bietet der Artikel neue Perspektiven und Ansatzpunkte zur Selbst-Regulation von Technologiestress, der erhebliche Auswirkungen auf Wohlbefinden und Gesundheit der Mitarbeiter, aber auch auf die ihrer Familienmitglieder haben kann. Für die betriebliche Praxis werden konkrete Interventionspunkte aufgezeigt, wie personalisierte Work-Life-Balance- und Work-Boundary-Management-Programme die Übertragung von Technologiestress vom Arbeits- ins Privatleben effektiv kanalisieren können, um so die Vereinbarkeit von Beruf und Familie zu verbessern. Schließlich tragen die Erkenntnisse der Studie wichtige Impulse zur Ausgestaltung des (digitalen) Arbeitsplatzes der Zukunft bei, weil sie aufzeigen, wie die Digitalisierung der Arbeit in unserer Gesellschaft besser gelingen kann, wenn Chancen und Risiken für Mitarbeiter und ihr privates Umfeld von Anfang an mitgedacht werden.

 

Ich möchte gerne auch noch auf einen in der London School of Economics (LSE) Business Review erschienenen Artikel hinweisen, der den MISQ-Artikel für eine breitere Leserschaft und die Praxis aufbereitet und diskutiert (https://blogs.lse.ac.uk/businessreview/2020/09/23/can-technology-stress-at-work-impair-partnerships-at-home/)