Nachwuchspanel 2012
Studie: Entwicklung von Professuren in der BWL & Erwartungen von JungwissenschaftlerInnen an Fachgesellschaften
Moderation:
Prof. Dr. Manfred Schwaiger, LMU München
TeilnehmerInnen:
Prof. Dr. Holger Ernst, WHU Vallendar
Jun.-Prof. Dr. Doreén Pick, FU Berlin
Dr. Andreas Ostermaier, TU München
Im ersten Teil dieses Panels stellte Georg Wernicke (Uni Mannheim) die Entwicklung von Professuren im Fach Betriebswirtschaftslehre im deutschsprachigen Raum von 2011-2014 vor. In der anschließenden Podiumsdiskussion wurde der Frage nachgegangen, worin der Nutzen einer akademischen Gesellschaft (wie z. B. des VHB, der Schmalenbach-Gesellschaft oder von vergleichbaren ausländischen Organisationen) für den akademischen Nachwuchs besteht. Impulse dazu lieferten die Ergebnisse einer empirischen Studie, in deren Rahmen der empfundene Nutzen – ausgedrückt durch Indikatoren wie wahrgenommene Attraktivität einer Mitgliedschaft, Weiterempfehlungsbereitschaft, Absicht, die bestehende Mitgliedschaft zu verlängern etc. durch Treiberkonstrukte wie Fachwissen, Networking, Karriereentwicklung, finanzielle Anreize etc. – erklärt wurde. Befragungsteilnehmer dieser Studie waren u.a. Doktoranden im deutschsprachigen Raum.
Herr Wernicke stellte die Ergebnisse der Studie zur Entwicklung von Professuren im Fach Betriebswirtschaftslehre im deutschsprachigen Raum für den Zeitraum zwischen 2011 bis 2014 vor, die er gemeinsam mit Prof. Oechsler (Uni Mannheim) durchgeführt hat. Er gab einen Überblick über die derzeitige Stellensituation und ihre Entwicklung in Deutschland, Österreich und der Schweiz. Die Studie basiert auf einer Befragung sowie der Auswertung von Webseiteninformationen. Die Dekanate der Universitäten wurden gebeten, die Besoldungsgruppen und die erwartete Stellenentwicklung zu ergänzen. Die Ergebnisse der Studie werden demnächst auf den Webseiten des VHB veröffentlicht. In Zukunft wird Professor Zülch (HHL Leipzig) die Studie übernehmen. Es wurde vorgeschlagen, in der nächsten Studie die Systemänderung zu beachten, die sich aus der Einrichtung zahlreicher Tenure Tracks und aus Stellenumwandlungen ergibt.
Anschließend stellte Professor Schwaiger eine Treiberanalyse vor, in der der Frage nachgegangen wurde, was die Attraktivität wissenschaftlicher und wissenschaftsnaher Verbände für den akademischen Nachwuchs ausmacht. Dazu wurde eine Vollerhebung bei Doktoranden, Habilitanden und Juniorprofessoren durchgeführt, die Rücklaufquote lag bei rund 10 % (808 Personen). Davon waren 76 Personen beim VHB Mitglied. Bei der Studie wurden vor allem die drei großen Verbände VHB, DHV (Deutscher Hochschullehrerverband) und Schmalenbachgesellschaft verglichen.
Die Studienergebnisse zeigen, dass man den Nachwuchs besser ansprechen kann, indem z. B. der Zugang zu Datenbanken, zu Methodenwissen, zu betriebswirtschaftlichen Fachzeitschriften allgemein ermöglicht wird. Ansonsten erwarten die Nachwuchswissenschaftler durch die Mitgliedschaft in den Verbänden Vorteile für die eigene wissenschaftliche Karriere und gute Networkingmöglichkeiten zwischen den Mitgliedern.
Nach der Vorstellung der Studie wurde darüber diskutiert, wie die anwesenden Nachwuchswissenschaftler eine Mitgliedschaft im VHB sehen. Professor Ernst, der zukünftig im Vorstand für den Bereich Nachwuchs zuständig sein wird, denkt, dass der Verband noch mehr Angebote machen sollte. Das Doktorandenprogramm „VHB ProDok“ ist ein guter Ansatz. Es wurde kritisiert, dass die Vorteile einer Zugehörigkeit zum VHB nicht ausreichend kommuniziert werden. Die Zugehörigkeit sei aus vielen Gründen sinnvoll, da man so beispielsweise Zugang zu den Mitgliederlisten erhält und man Personen auf Verbands- und WK-Tagungen kennenlernt, die in ähnlichen Bereichen tätig sind. Die Vorteile einer Mitgliedschaft sollten in Zukunft mehr nach außen getragen werden, auch durch die Betreuerinnen und Betreuer von Promotionsprojekten, die Ihren Doktoranden eine Mitgliedschaft im VHB nahe legen sollten. Vielen Neumitgliedern ist auch der Zusammenhang zwischen WKs und Verband nicht klar. Es wurde vermutet, dass mittlerweile fachspezifische Konferenzen relativ bedeutender sind. Die Nachwuchsmitglieder fahren zwei- bis dreimal pro Jahr zu Fachveranstaltungen. Da ist es schwer, noch zusätzlich zur Jahrestagung des VHB zu fahren, die fachlich breit gefächert ist. Der Vorteil der Jahrestagung ist allerdings, dass man neben Preconference Workshops und hochkarätig besetzten Karrierepanels seinen Horizont auch auf andere Gebiete erweitern und ein entsprechend erweitertes Networking betreiben kann, das für die Planung die Durchführung von Forschungsprojekten, bei der Verbesserung der Lehre und im Rahmen von Berufungsverfahren vorteilhaft sein kann. Der Verband sollte mehr nach außen gehen. Die Kommissionen könnten dazu mehr in den Mittelpunkt gestellt werden. Herr Ernst berichtete, wie er sich die zukünftige Nachwuchsarbeit vorstellt. Der Nachwuchs soll stärker in die Verbandsarbeit eingebunden werden. Er ist offen für Vorschläge. Es wurde dafür plädiert, dass der VHB den Nachwuchs mehr unterstützt, z. B. durch Zugriffsmöglichkeiten auf Datenbanken und finanzielle Unterstützung von Nachwuchsveranstaltungen. Herr Schwaiger gab zu bedenken, dass die finanzielle Unterstützung entsprechende Budgets erfordert.
Das Fazit der Veranstaltung ist, dass der VHB mit seinem Doktorandenprogramm bereits ein gutes Nachwuchsprogramm anbietet. Er sollte aber in Zukunft den Nachwuchs noch mehr unterstützen, z. B. bei Nachwuchstreffen. Außerdem sollten die Vorteile einer Mitgliedschaft im VHB stärker nach außen getragen werden.