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Caroline Fischer :
Knowledge Sharing in the Public Sector
Kumulative Dissertation, Universität Potsdam, 2020

 

Kurzzusammenfassung

Diese Dissertation beschäftigt sich mit der Wissensteilung von Mitarbeiter*innen der öffentlichen Verwaltung am Arbeitsplatz. Die Doktorarbeit analysiert wie diese Mitarbeiter*innen ihr Wissen genau teilen, warum sie das tun und wie man diese für die Organisation wichtige Verhaltensweise fördern kann.

Die Arbeit zeigt, dass sich Verhaltensweisen der Wissensteilung (das wie) in vier Idealtypen unterteilen lassen, die alle unterschiedliche Vor- und Nachteile mit sich bringen. In Bezug auf Mitarbeiter*innen des öffentlichen Sektors zeigt sich, dass diese – überraschenderweise – umfänglich ihr Wissen teilen, aber vor allem auf Nachfrage und direkt mit Wissensnehmer*innen, anstatt von sich aus und in eine Datenbank oder einen anderen Wissensträger. Das bringt Vorteile wie eine Vermeidung von Überfrachtung mit Informationen und die Passgenauigkeit des Wissens für den Wissensnehmer mit sich, aber auch Nachteile wie eine fehlende Skalierbarkeit.

Für die Beantwortung der Frage nach dem warum, also den motivationalen Ursachen für Wissensteilung, entwickelt die Arbeit eine Skala zur Messung dieser Art von Arbeitsmotivation, die bereichspezifisch für Wissensteilung ist und sich von Wissensteilverhalten abgrenzt. Die Erhebungen zeigen drei Dimensionen der Motivation Wissen zu teilen auf: Anerkennung, Entwicklung und Altruismus, und materielle Belohnung. Mitarbeiter*innen teilen ihr Wissen also mit ihren Kolleg*innen weil sie dafür anerkannt and belohnt werden wollen und sich eine eigene Fortentwicklung erhoffen.

Auf Basis dieser Dimensionen, analysiert die Studie im dritten Schritt ob die Befriedigung dieser zugrundeliegenden Bedürfnisse die Intention von Verwaltungsmitarbeiter*innen Wissen zu teilen fördert. Beide getesteten Interventionen (kollegiale Anerkennung, Vorteil in Leistungsbewertung) erhöhen die Intention Wissen zu teilen nicht. Die Arbeit leitet daraus ab, dass nicht motivationsstärkende Instrumente der Schlüssel zu mehr Wissensteilung sind, sondern der Abbau organisationaler Barrieren und eine Befähigung im Sinne von Kompetenzvermittlung. So können mehr Gelegenheiten und Räume für Wissensteilung in einer Organisation eröffnet und die entsprechenden Fähigkeiten der Mitarbeiter*innen verbessert werden.

Alles in allem integriert diese Arbeit eine Mikrolevel-Perspektive menschlichen Verhaltens in eine Mesolevel-Perspektive auf organisationales Wissensmanagement. Sie trägt zur Literatur zum Arbeitsverhalten von Verwaltungsmitarbeiter*innen und zur Wissensmanagementliteratur bei and bringt das Thema der Wissensteilung in die Public Management Literatur ein. Praktisch ist die Arbeit relevant, weil Wissensteilung in immer mehr Organisationen immer relevanter wird, weil Arbeit immer wissensintensiver stattfindet und sich gleichzeitig Wissen immer schneller überholt, so dass ständiges individuelles und organisationales Lernen wichtig sind. Gleichzeitig zeigen Herausforderungen wie der plötzliche Wechsel ins Homeoffice in der Covid-19 Pandemie, dass kleinere Veränderungen im Arbeitskontext Wissensteilung leicht behindern können bzw. dieses wichtige Arbeitsverhalten zu schnell aus dem Blick gerät. Das gilt nicht zuletzt für öffentliche Organisationen, in denen bis heute für solche zusätzlichen Aufgaben fernab der eigentlichen Arbeitsaufgabe zu wenig Platz beigemessen wird.