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Heiko Jacobs und Sebastian Müller:
Anomalies across the globe: Once public, no longer existent?
Erschienen in: Journal of Financial Economics, Online, Juni 2019

 

Kurzzusammenfassung:

Fließt Investorenkapital zuverlässig in die vielversprechendsten Firmen – sind Märkte also effizient? Und wenn es Fehlbewertungen gibt – lernen Märkte dann im Laufe der Zeit dazu?

Wir adressieren diese klassischen Forschungsfragen, indem wir zunächst einen mit gut zwei Millionen Beobachtungen außergewöhnlich umfangreichen Datensatz zu „abnormalen“ Renditemustern in 39 internationalen Aktienmärkten erstellen. Dann analysieren wir, wie globale Märkte reagieren, wenn Wissenschaftler durch die Publikation akademischer Studien auf die Existenz mutmaßlicher Fehlbewertungen aufmerksam machen.

Im amerikanischen Aktienmarkt verschwinden die Renditephänomene danach zu einem großen Teil, in allen internationalen Märkten (inklusive Deutschland) bleiben sie, mit Ausnahme der größten Aktien, hingegen weitgehend bestehen. Wir erklären diese und weitere Ergebnisse vorwiegend mit Unterschieden in der tatsächlichen Umsetzbarkeit geeigneter Handelsstrategien, sogenannter Arbitrage-Geschäfte: Dort wo es vergleichsweise einfach und profitabel ist, gegen Fehlbewertungen zu wetten, tun gut informierte Anleger das in aller Regel auch. Wissenschaft kann also helfen, Märkte effizienter zu machen.

Dort allerdings, wo etwa Handelskosten hoch, Risikostreuung schwierig, oder Spekulationen gegen mutmaßlich überbewertete Firmen nur eingeschränkt möglich sind, können Fehlbewertungen offenbar durchaus Bestand haben – auch wenn Forscher in Fachzeitschriften schon längst darauf hingewiesen haben.