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Start-ups in der Mehrfachkrise: Ein Blick auf Kund:innen, Mitarbeitende und Investor:innen

VHB expert Christopher Sabel zur Bedeutung der Mehrfachkrise für die wirtschaftliche Entwicklung von Start-ups

Ukrainekrieg, Energieknappheit, COVID-19, geopolitische Spannungen mit China, Lieferkettenengpässe: Die Mehrfachkrise ist angekommen. VHB expert Christopher Sabel, Assistant Professor für Strategisches Management an der Rotterdam School of Management weist deren Auswirkungen auf die wirtschaftliche Entwicklung von Start-ups auf.

Kundinnen & Kunden: Neue Finanzierungsmodelle als Chance
Fast alle müssen sparen – das wirft Fragen zur Wirtschaftlichkeit von Geschäftsmodellen auf. Start-ups müssen herausfinden, welche Produkte für Kundinnen und Kunden noch finanzierbar sind. Krisen können aber auch Chancen für Geschäfte mit nicht-traditionellen Finanzierungsmodellen sein. Neo-Aktienbroker wie Trade Republic und Steuer-Start-ups wie Taxfix könnten sich weiter von konventionellen Banken und Steuerberatern absetzen, auch dank geringerer Kosten. Ähnliche Entwicklungen gab es auch nach der Eurokrise. Seitdem ist es Standard, dass Händler die Kreditkosten ihrer Kund:innen übernehmen und eine Nullprozentfinanzierung anbieten.

Mitarbeitende: Neue Erwartungen an Arbeitsbedingungen
Die Mehrfachkrise könnte den Fachkräftemangel für Start-ups noch verschlimmern. Work-from-Anywhere, neuste IT und Fahrtkostenübernahme sind für viele Mitarbeitende in Bürojobs zum Standard geworden. Nicht nur bei Tesla und Twitter wurde deutlich: Diese Zusatzleistungen können nicht ohne Fachkräfteabwanderung zurückgenommen werden. Diese Entwicklung hin zu mehr Benefits im Büro könnte die gefühlte Ungleichheit zwischen Mitarbeitenden in Fertigung und Büro noch verstärken. Ob sich das in Unzufriedenheit und Fachkräfteabwanderung auswirkt, wird am Feingefühl des einzelnen Unternehmens liegen.

Investor:innen: Weniger Kapital zu neuen Anforderungen
Die meisten Start-ups fokussieren sich in den ersten Jahren auf die Maximierung von Umsatz- und Kundenwachstum und dann auf Profitabilität. Dieses Modell ist jedoch nur tragfähig, wenn Investor:innen Liquidität gegen Unternehmensanteile bereitstellen, um diese Anteile später gewinnbringend zu veräußern. Durch die Volatilität der Märkte werden solche Gewinne unrealistischer, weshalb Venture-Capital-Investor:innen ihre Investitionen im letzten Jahr so stark reduziert haben wie noch nie zuvor. Start-ups müssen sich darauf einstellen, dass das Zeitalter von Wachstum auf Pump vorbei ist und Investor:innen zukünftig stabiles Wachstum mit profitablen Geschäftsmodellen erwarten.

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Bild: Unbekannt auf pixabay.com