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Krisenbewältiger und -betroffene zugleich: NPOs im österreichischen Gesundheits- und Sozialbereich in der Pandemie

VHB experts zu den Herausforderungen für soziale NPOs in der Covid-19-Pandemie aus Sicht der BWL

Die 24 h Pflegerin kommt nicht mehr. Die Türen der Kinderbetreuungsstätte sind verriegelt, Bewohnerinnen und Bewohner im Seniorenheim von der Außenwelt abgeschottet. Durch die Covid-19-Pandemie müssen soziale Nonprofit-Organisationen (NPOs) völlig unvorhergesehen ihre Leistungserbringung einstellen oder drastisch modifizieren – eine enorme organisationale Herausforderung. Gleichzeitig bleibt die Nachfrage konstant oder steigt sogar an, da die Pandemie zahlreiche psycho-soziale und gesundheitliche Auswirkungen mit sich bringt. Damit sind soziale NPOs Krisenbewältiger und -betroffene zugleich. Birgit Grüb (JKU Linz), Katharina Kaltenbrunner (Paris Lodron Universität Salzburg), Sebastian Martin (FH Oberösterreich) und Sandra Stötzer (JKU Linz) sind (assoziierte) Professorinnen und Professoren im Nonprofit- und Public-Management und stellen drei Thesen zu den aktuellen Herausforderungen auf.

 

Unübersichtliche Zuständigkeiten und komplexe Strukturen erschweren die Pandemiebewältigung
Überregionale Tätigkeit, die Finanzierung durch verschiedene öffentliche Auftrag- bzw. Fördergeber sowie die Bewältigung ausgeprägter föderaler und multibehördlicher Strukturen erschweren die Arbeit der NPOs beträchtlich. Sowohl in den Bundesländern als auch in den Bezirksverwaltungsbehörden werden Verordnungen oft unterschiedlich interpretiert und umgesetzt. So ist es nur bedingt möglich, einheitlich anwendbare und praktikable Lösungen für die Gesamtorganisation zu entwickeln. Diese Heterogenität erschwert effizientes Arbeiten und die Krisenbewältigung der analysierten Sozialorganisationen erheblich.

Wertschätzung ist auf allen Ebenen existenziell

Für soziale NPOs und vor allem ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ist die Wertschätzung von Seiten der Gesellschaft und der öffentlichen Hand von großer Bedeutung. Dies beinhaltet auch die gesellschaftliche Diskussion über die relevanten Rahmenbedingungen, ebenso wie die Anerkennung freiwilligen Engagements. Der Sozialbereich ist kein Bittsteller für finanzielle Mittel, sondern erbringt hochprofessionelle Dienstleistungen zum Nutzen und Vorteil der Gesamtbevölkerung. Eine adäquate Finanzierung von Einrichtungen und angemessene Gehälter für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sollte dementsprechend selbstverständlich sein, denn „vom Klatschen auf dem Balkon kann die Miete nicht gezahlt werden“.

Ohne Vertrauen geht es nicht

Gerade in der Krise zeigt sich, dass Strukturen und Regularien allein nicht reichen. Vertrauen ist – nicht nur – im Umfeld der sozialen NPOs essentiell zur Pandemiebewältigung. Denn Vertrauen bedeutet Sicherheit in einer von Unsicherheit gekennzeichneten Zeit. Gleichzeitig bietet es Raum für eigenverantwortliches Handeln sowie Flexibilität und stößt Lernprozesse an.

Weiterführende Informationen zur Forschungsarbeit sind unter folgendem Link erhältlich: (PDF) Challenges for Upper Austrian social non profit organizations due to the COVID 19 pandemic an explorative study in an extreme event context (researchgate.net)

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Auch erschienen auf: idw - Informationsdienst Wissenschaft.

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Die Professorinnen und Professoren Kaltenbrunner, Stötzer, Grüb und Martin sind vier von über 180 VHB experts.
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