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Wirtschaftskriminalität hat viele Gesichter - 7.12.2020

VHB expert Barbara E. Weißenberger zum Welt-Anti-Korruptions-Tag 2020

Wirtschaftskriminalität hat viele Gesichter, und Korruption ist eines davon. Annahme von Bestechungsgeldern oder Kick-Back-Zahlungen, das Vor- oder Zurückdatieren von Verträgen, das Vortäuschen von in Wirklichkeit gar nicht vorhandenem Vermögen, Umsatz oder Gewinn wie jüngst im Fall Wirecard: Der Blick in die Wirtschaftspresse erweckt den Anschein, in deutschen Unternehmen sei es mit dem Befolgen gesetzlicher Vorschriften nicht allzu weit her.


Als Reaktion auf den Wirecard-Skandal steht aktuell der Referentenentwurf für ein Finanzmarktintegritätsstärkungsgesetz (FISG) im Raum, der für börsennotierte Gesellschaften künftig explizit ein „angemessenes und wirksames internes Kontroll- und Risikomanagementsystem“ (§ 93 Abs. 1a AktG-E) fordert. Für die konkrete Umsetzung ist es jedoch wichtig zu verstehen, warum es in Unternehmen überhaupt zu Korruption kommt. Welche Möglichkeiten gibt es, Korruption zu vermeiden, ohne sich gleichzeitig durch Detailregelungen und Überbürokratisierung handlungsunfähig zu machen?

 

Barbara E. Weißenberger, Professorin für BWL, insbesondere Controlling und Accounting, an der Universität Düsseldorf, stellt drei Thesen zum Thema Korruption in Unternehmen auf:

Ein Schlüsselfaktor für das Auftreten von Korruption ist der Leistungsdruck, unter den Manager durch überambitionierte Vorgaben oder ein schwieriges Umfeld gesetzt werden.
Manager sollten für Korruption bzw. für Compliance, also das Befolgen von Regeln und Gesetzen auch in schwierigen Situationen, sensibilisiert werden. Eine oftmals unterschätzte Rolle spielen dabei Verhaltenskodizes (Codes of Conduct). Zwar haben heute so gut wie alle börsennotierten Unternehmen einen Verhaltenskodex – im Mittelstand ist dies allerdings noch nicht immer der Fall.

Für die Wirkung eines Verhaltenskodex kommt es auf die richtige Ausgestaltung an.
In einer Studie mit über 5.000 Mitarbeiter:innen eines internationalen Technologiekonzerns wurde nachgewiesen, dass die Position der Geschäftsleitung unmissverständlich zum Ausdruck kommen und unerwünschtes Verhalten klar und deutlich benannt werden müssen. Visuelle Unterstützung und die passende Sprachwahl helfen, die Botschaft zu vermitteln.

Ein Verhaltenskodex wirkt erst in Verbindung mit weiteren Elemente der ethischen Infrastruktur.
Dazu gehört beispielsweise, dass die Vorschriften des Verhaltenskodex durch regelmäßige und verpflichtende Schulungen trainiert werden. Diese sind besonders effektiv, wenn sie möglichst spezifisch sind, d.h. auf konkrete Situationstypen und Problemfälle abstellen.

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Zitierte Quelle: Stöber, Thomas; Kotzian, Peter; Weißenberger, Barbara E. (2019): Design matters: on the impact of compliance program design on corporate ethics. In: Business Research 12 (2), S. 383–424 (Open Access, doi.org/10.1007/s40685-018-0075-1).

 

Foto von cottonbro auf Pexels